Kennst du das? Du kommst heim und wupps, stehst du vor dem Kühlschrank oder schaust im Schrank nach etwas Süssem. Chips gegen Langeweile, Schokolade gegen Frust.
Überlegst du dir dann, ob du überhaupt Hunger verspürst? Oder ist es einfach eine Gewohnheit, Gluscht, Langeweile, die dich übermannt? Oft essen wir nicht aufgrund von Hunger, sondern aus Gefühlen heraus. Soul Food sozusagen. Essen kann ja ungemein entspannen.
Essen ist ein heikles Thema. Man sollte denken, dass wir eine Sache können, weil wir sie ein Leben lang tun. Und doch leiden sehr viele Menschen daran, dass das mit dem Essen nicht richtig klappt. Dass sie zu oft die falschen Sachen essen. Oder zu viel von allem. Dann kommen die (schlanken) anderen und sagen: "Du musst doch nur weniger essen, mehr Sport treiben...".
Emotionales Essen bezeichnet den Drang, seelische Bedürfnisse durch Essen zu stillen und somit mehr Nahrung aufzunehmen, als der Körper braucht. Anders ausgedrückt: Emotionale Esser verwenden Essen als Bewältigungsmechanismus für emotionale Belastungen, was langfristig oft zu einer Gewichtszunahme führen kann - muss aber nicht. Denn ob ein Mensch übergewichtig oder normalgewichtig ist, spielt schlussendlich keine Rolle.
Doch wieviel Einfluss haben wir auf unser Essverhalten?
Warum essen wir so, wie wir essen?
Übersehen der eigentlichen Ursache
Der Grund, warum wir häufig im Kreislauf des Emotionalen Essens stecken und bisher alle Methoden gescheitert sind, mit denen wir versucht haben da raus zu kommen ist, dass das Essen oder dein Körper nie das Problem waren.
Vielmehr ist es ein Ausdruck deiner Seele, die endlich gehört werden möchte. Dahinter steckt immer eine tiefsitzende Emotion oder ein Schmerz, bzw. ein innerer Mangel der irgendwann im Laufe deines Lebens ausgelöst wurde und heute noch in dir abgespeichert ist. Emotionale Esser verwenden Essen als Bewältigungsmechanismus für emotionale Belastungen, was langfristig zu einer Gewichtszunahme führen kann. In den meisten Fällen ist die Ursache weit in die Vergangenheit zurück zu finden, d.h. ihren Ursprung ist oft in der Kindheit (Eltern, Lehrer, Klassenkameraden, etc.).
Was und wie wir essen, hat also oft mit unserer Kindheit zu tun. Bei uns zu Hause wurde zum Beispiel immer frisch gekocht, doch auch gerne viel gegessen. In ihrer Kindheit, war Nahrung eher spärlich und das Essen mussten meine Eltern mit vielen hungrigen Geschwister teilen. Somit „tischen“ sie noch heute gerne immer etwas auf, wenn Besuch kommt. Egal um welche Zeit. Am Sonntag hatten wir oft Besuch und da wurde das Essen regelrecht zelebriert.
Bis heute sind meine Eltern überzeugt: es darf nicht zu wenig „aufgetischt“ werden. Food Waste gab und gibt es trotzdem nie. Am Abend wurde das Essen nochmals aufgewärmt oder aus den Resten eine neue Mahlzeit kreiert. Auch heute noch, wenn ich auf Besuch bin, ist ein häufig gehörter Satz: „Hast du schon gegessen?“ Am Mittagstisch musste ich zudem meistens alles aufessen. Häufig ertappe ich mich heute, dass ich beim Essen zu schnell und über das Sättigungsgefühl hinaus esse und bei bestimmten Lebensmitteln kann ich mich nicht beherrschen.
Auch bei mir lauert die Gefahr, dass ich zum Emotional Eater werde. D.h. ich esse manchmal aus den Gefühlslagen heraus, was oft unbewusst passiert. Aus diesen Impulsen entstehen lebenslängliche Essverhaltensmuster, welche durch unser Umfeld, Abgucken, Regeln zu Hause, Werten von bestimmten Lebensmitteln und inneren Überzeugungen entstehen.
Selbstanalyse
- Greifst du bei Stress, Frust, Trauer, Wut, Einsamkeit oder Langeweile gerne mal zum Essen?
- Leidest du unter Heisshungerattacken, die oft in einem unkontrollierbarem Fressanfall ausarten?
- Hast du einen Mangel in deinem Leben? Vermisst du etwas?
- Hast du ein schlechtes Gewissen, wenn du mal nicht trainieren kannst?
- Hast du das Gefühl, ständig die Kontrolle über alles haben zu müssen?
- Leidest du an einem niedrigen Selbstwertgefühl?
Verknüpfungen und Emotionen
Abgesehen von unserem körperlichen Hunger essen wir heute überwiegend, um Freude zu empfinden, Geborgenheit zu fühlen oder der Langeweile zu entgehen. Dabei sollte Essen uns vor allem Energie bringen. Doch Essen ist für uns in unserer heutigen Gesellschaft zu einem übermässig starken Befriedigungsmittel geworden.
In diesen Momenten schauen wir auch weniger darauf, ob die Qualität der Lebensmittel unserem Körper guttun oder nicht. Zudem ist Nahrung bzw. Essen, im Gegensatz zu früher überall und jederzeit zugänglich und die Produktebeschreibung und Verpackungen werden mit viel Marketinggeschick so manipuliert, um möglichst viele Käufer an sich zu binden. Der Trick und die Kunst der Werbung ist es, mit den Emotionen der Menschen zu spielen (z.B. "Schnapp dir ein..., wenn dich der Hunger packt!", "Schokolade für die Seele", "Belohne dich mit einem Nachtisch nach dem Essen", etc.)
Dabei werden bewusst Verknüpfungen in unserem Unterbewusstsein gesetzt, die bereits in unserer Kindheit fest verankert wurden. Diese entstandenen Verknüpfungen zwischen dem Essen und den Emotionen festigen sich, je häufiger du diesen Weg gegangen bist und umso normaler ist es, dass bei gewissen Emotionen die Lust nach Essen aktiv wird.
Selbstanalyse
- Wann hattest du das letzte Mal eine bestimmte Emotion und wolltest essen?
- In welchen Situationen isst du immer? Egal ob hungrig oder nicht?
- Wie fühlst du dich vor und nach dem Essen?
Aus den Verknüpfungen zwischen den Emotionen und dem Essen, bilden sich Gewohnheiten. Wir alle kennen das: nach der Arbeit rennen wir direkt zum Kühlschrank. Im Pausenraum auf der Arbeit schnappen wir uns noch einen Keks. Beim abendlichen Film oder im Kino brauchen wir Chips, Schokolade oder Popcorn. Scheint die Sonne, gönnen wir uns ein Eis. Haben wir unseren Teller gegessen, freuen wir uns auf den Nachtisch. Auf Partys oder in der geselligen Runde brauchen wir Alkohol, so dass diese Verhaltensmuster zu eigenen und gesellschaftlichen Gewohnheiten werden.
Würden wir sie weglassen, fehlt uns etwas. Schlimmer noch, wir würden uns den Sprüchen der anderen ausgeliefert fühlen. Diese falschen Gewohnheiten blockieren uns. Denn sie sorgen dafür, dass wir nicht mehr nachdenken und das Essen ganz automatisch passiert.
Zusammenhang verstehen
Du verstehst jetzt vielleicht einbisschen besser, dass die Gründe für Emotionales Essen und die Auslöser für deine Fressanfälle oder Heisshungerattacken sehr viel tiefer gehen und fest in deinem Unterbewusstsein verankert sind. Ich hoffe du konntest ebenso erkennen, dass es absolut keinen Sinn macht, dieses Thema im Aussen bekämpfen zu wollen (z.B. durch Diäten, Intervall Fasten, Sportzwang oder Ähnliches). Sondern, dass das Ganze ein Hilfeschrei deiner Seele ist, die sich über deine Gefühle ein Gehör schaffen möchte.
Solange wir unserer Seele nicht die Beachtung schenken und in die Aufarbeitung unserer Seelenwunden und Verletzungen gehen, kann der unstillbare Hunger nicht aufhören. Denn das Problem mit dem Essen ist nur ein Symptom für irgendein unbearbeitetes Thema in dir.
Doch wie sieht der Weg aus dem Kreislauf des emotionalen Essens aus? Welche Gründe gibt es, wieso du isst, ohne körperlichen Hunger zu haben? Wie kannst du ein natürliches, entspanntes Essverhalten aufbauen?
Die Emotionsforschung der letzten Jahre hat Wege gefunden, wie man emotionales Essen relativ einfach stoppen kann. Nicht mit Willenskraft und Anstrengung, sondern indem man die Trigger, die automatisch zum Zugreifen verleiten, entschärft.
Wie du emotionales Essen beenden kannst
- Löse deine tiefsitzenden Blockaden
Um das Thema mit dem Essen zu lösen, bedarf es einer tiefen Selbstanalyse. Gehe tiefer und finde heraus woher dein Thema kommt und wo es seinen Ursprung haben könnte. Wie ist deine Beziehung zum Essen? Welche Be-Deutung gibst du dem Essen? Welche Nahrung macht dich nostalgisch? In welcher Gefühlslage bist du bei bestimmten Nahrungsmitteln? Den Ursprung herauszufinden, ist der erste Schritt zur Heilung, auch wenn er noch nicht die Lösung bedeutet. - Erweitere Dein Wissen
Starte mit einem Ernährungstagebuch: Schreibe alles auf, was du isst. Hierbei ist es nicht nötig, deine Mahlzeiten abzuwiegen oder Kalorien zu zählen. Führe Buch und erforsche tiefer welche Hintergründe emotionales Essen für dich hat. Was habe ich gegessen, Wann? Wo? Mit wem? Wie habe ich mich davor gefühlt? (hungrig, müde…). Wie habe ich mich danach gefühlt? (satt, energiegeladen oder noch hungriger, frustriert…). - Sprich über deine Themen
Emotionales Essen, darüber spricht man in der Gesellschaft nicht oft. Das Thema ist recht verschwiegen und selbst kann man kaum dazu stehen, dass man ein Problem hat. Dabei geht es vielen Menschen so, mehr als du vermutlich glaubst. Schon nur darüber zu sprechen, kann unheimlich viel bewirken. Hole dir Unterstützung. Schliesse dich einer Community, welche Betroffenen täglich hilft. - Lerne mit deinen Emotionsspannungen zu arbeiten
Lerne dir selbst wieder zu vertrauen. Übernehme wieder die Verantwortung, statt sie einem Ernährungs- oder Sportplan zu überlassen. Lerne schwierigen Emotionsspannungen zu erkennen, dich behutsam deren anzunähern und zu kontrollieren. Esse langsam und bewusst. Esse wie der langsamste Esser am Tisch. Kaue gründlich. Konzentriere dich auf den Geschmack. Mache kleine Pausen zwischen den einzelnen Bissen. Lege alle Ablenkungen zur Seite (Handy, Laptop, Zeitschrift, Fernseher). Bringe Dankbarkeit für das Essen auf. Geniesse jeden Bissen wie ein Feinschmecker. - Hole dir Hilfe
Sich Hilfe zu holen, wird oft mit Schwäche verbunden. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall. Es kann eine unheimliche Abkürzung auf deinem Heilungsweg sein, wenn du von jemandem lernst, deine unterbewussten Muster zu durchbrechen und hinzuschauen. Nur so können wir aus dem grundsätzlichen und oftmals so subtilen Kontroll-Angst-Kampf gegen uns selbst aussteigen. Denn es sind teils tiefe emotionale Verwundungen - mit dir ist nichts verkehrt. Hole dir Zuwendung gegenüber diesem Kampf und lerne in der Tiefe dich selbst zu vertrauen um Frieden mit dir selbst zu schliessen.
Emotionales Essen ist nicht per se schlecht, wenn wir ab und zu aus einer Gefühlslage essen. Essen in guter Gesellschaft ist etwas Emotionales und kann Genuss, Zusammengehörigkeit und Verbundenheit vermitteln. Essen sollte jedoch nicht die einzige Lösungsstrategie sein, um mit seinen Gefühlen umzugehen.
Herzlichst,
Patrizia
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