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Sich entscheiden – aber wie?

Wir sind oft davon überzeugt, dass wir Entscheidungen vernünftig und logisch treffen. Aber tun wir das wirklich? Im Alltag treffen wir unsere Entscheidungen oft unbewusst und überwiegend von eingeschliffenen Denkmuster. Dabei hat die Intuition nicht mit aussersinnlichen Wahrnehmungen zu tun.

Dass wir dabei vom "Bauchgefühl" reden, ist eine rein deutschsprachige Redensart. Denn wir assoziieren Intuition mit dem Bauch, in Frankreich ist es das Herz, in Amerika der Darm und in den meisten Ländern überhaupt kein Körperteil. Die Intuition urteilt nicht nach Gefühl und somit nicht aus dem Bauch heraus. Laut Gerd Gigerenzer, ein renommierter Psychologe und Risikoforscher, ist die Intuition ein intellektueller Sinn, den die Neurowissenschaft im Gehirn verorten konnte.

Entscheidungen kosten Energie 

Wer kennt das nicht: Häufig hat der Verstand eine Tendenz, doch unsere Intuition sagt etwas anderes. Beide zusammenzukriegen kann schwierig sein. Denn wenn scheinbar einmalige Opportunitäten auf uns zukommen, fühlen sie diese nicht immer richtig an. Dann passiert, dass wir uns lange etwas vormachen, bis wir merken: «Hey, irgendetwas stimmt nicht!» Entscheiden wir uns dagegen, merken wir, dass es uns besser geht. Doch wie kommen wir dahin, die richtige Entscheidung zu treffen?

Pro Tag treffen wir 20’000 Entscheidungen. Unser Gehirn regelt das für uns. Angefangen von «was trinke ich jetzt?» über «wohin gehe ich?» bis hin zu «was ziehe ich an?». Wir haben aber nur ein gewisses Energiekontingent, um Entscheidungen zu treffen. Es ist wie ein Glas Wasser am Morgen, das voll ist mit Entscheidungen und mit jeder Entscheidung, die du sozusagen «trinkst» wird das Glas leerer. Am Abend bist du so kaputt, dass du nicht mal mehr Lust hast, zu entscheiden, was du isst.

Viele Entscheidungen überfordern uns. Denn jede Entscheidung kostet uns Energie und somit Ressourcen. Da wir pro Tag aber nur eine begrenzte Menge an Ressourcen zur Verfügung haben, zählt jede einzelne Entscheidung. 

Zusätzlich überfordern die vielen Alternativen, die sich anbieten. Je mehr Alternativen uns zur Verfügung stehen, desto schwerer fällt die Entscheidung und desto unglücklicher sind wir hinterher mit unserer Wahl. Denn wir haben uns damit gleichzeitig gegen so viele andere, vielleicht bessere Alternativen entschieden. (Vgl. dazu auch Artikel auf Zeit Online: «Die Nebenwirkungen der Freiheit»).

Kannst du gute Entscheidungen treffen? Oder hast du manchmal Angst davor?

Viele Menschen haben auch Angst vor Entscheidungen, und noch mehr Menschen haben Angst, die falsche Entscheidung zu treffen. Erschwert wird dies heutzutage, dass in unserer globalisierten und vom Internet dominierten Welt unser biologisches Verhalten nicht mehr funktioniert und Gefahren mit sich bringt, die schwerlich zu kontrollieren sind. Zudem ist implizites oder stilles Wissen eine Fähigkeit, die sich nicht erklären lässt. Sie beruht weder auf wissenschaftlicher Erkenntnis noch auf rationalem Denken. Deshalb hören wir nicht immer auf diese für uns "willkürliche" Gabe. Aber ohne Angst gibt es keinen Mut, und ohne Mut, keine Veränderung.

Persönlich kenne ich diese Angst auch. Lange hatte ich Angst vor dem Versagen, Angst mich zu blamieren. Angst nicht gut genug zu sein. Und genau wegen dieser Angst, sagen wir oft unbewusst «ich entscheide mich nicht». Zu denken, dass die Entscheidung vermieden werden kann, ist aber ein Irrtum. 

Stehst du gerade vor der Entscheidung, dich beruflich zu verändern oder weiterzuentwickeln

Einmal habe ich mich zum Beispiel entschieden, eine mich bereichernde und interessante Stelle zu verlassen, um in einer anderen Stadt einen neuen Job anzunehmen. Damals trieb mich Oscar Wildes berühmter Spruch an: «Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiss ob sie wieder kommen.»

Ich dachte also, diese Chance muss ich packen und die neue Stelle annehmen. Sie kam mir ja praktisch entgegen! Dabei machte ich auch die schmerzliche Erfahrung einer Trennung, die mein damaliger Chef nicht gut wegsteckte. Er war so betroffen, dass er mir Hausverbot verordnete.

Ich lernte, dass in «Entscheidung» das Wort Scheidung liegt und ehrlich gesagt, genauso fühlte es sich für mich damals auch an. Das war nicht meine Absicht, aber so war es nun mal: Ich konnte es nicht ändern und so habe ich darunter gelitten, aber auch viel dazu gelernt.

If nothing ever changed, there would be no butterflies.

Walt Disney

Change it – accept it – or leave it    

Ich habe mich also nicht falsch entschieden. Im Gegenteil.

Wenn ich entschieden hätte zu bleiben, hätte ich mich weiterhin mit bestimmten Situationen auseinandersetzen müssen, vielleicht an bestimmten Situationen weiterhin geärgert oder ich hätte mich ständig gefragt, wie es gewesen wäre, die Stelle doch anzunehmen.

Kennst du die Art von Lebensentscheidungen, die dich so beschäftigen, dass du gar nicht mehr in der Lage bist, überhaupt irgendeine Entscheidung zu treffen?

Kürzlich war es wieder so weit, als ich vor einer grossen Entscheidung für meine weitere Berufslaufbahn stand. Und obwohl sich eigentlich meine Intuition zu Wort meldete, gab es Anteile in mir, die mich innerlich zurückhielten, diese klare Entscheidung zu treffen.

Der Körper schickte mir zwar schon länger Signale, welche ich eine Zeit lang geschickt ignorierte. Durch meine Ausbildung konnte ich meine Angst dann in einer Intervention ansehen und sie an die Hand nehmen für meine Entscheidung. 

Wenn du also keine Entscheidung triffst, hast du entschieden stehen zu bleiben. Und das Leben geht weiter, auch ohne deine Entscheidung. Wir können also nicht nicht entscheiden.

Übung: Veränderung wählen und gehen

Überlege dir welche Eigenschaften du dir selbst auferlegt hast: Vielleicht hast du dich schon vor langer Zeit mal entschieden, schüchtern zu sein oder mutlos. Vielleicht aus einer Erfahrung in der Schule oder im Berufsleben, die dich verletzt hat.

Diese selbst auferlegten Eigenschaften können dir eine Weile auch als Schutz dienen. Als Kind bist du aber damit nicht auf die Welt gekommen. Du musst dich irgendwann entschieden haben, dass du schüchtern oder mutlos bist. "Wer jedoch will, findet Wege. Wer nicht will, findet Ausreden."

Zu unseren grössten Ängsten, gehört unsere Angst vor unserem in uns innewohnenden Liebes-, Freude und Machtpotential, das in uns allen innewohnt. Einer der schönsten Sätze dazu stammt von Marianne Williamson aus ihrem Buch «Rückkehr zur Liebe»:

«Unsere tiefste Angst ist nicht die, dass wir unzulänglich sind. Unsere tiefste Angst ist die, dass wir über die Massen machtvoll sind. Es ist unser Licht, nicht unsere Dunkelheit, das uns am meisten erschreckt. Wir fragen uns: Wer bin ich denn, dass ich so brillant, grossartig, talentiert, fabelhaft sein sollte? Wir alle sind aufgefordert, wie Kinder zu strahlen.»

Entscheide dich also bewusst, denn sonst wird dir deine eigene Angst ständig im Weg stehen. Du verstrickst dich und weisst nicht warum – und gleichzeitig findest du immer wieder Ausreden, um dich weiterhin klein zu halten. Und so lange wir gar keine Entscheidung treffen, wird das immer jemand anderes für uns tun!

Bewusst entscheiden – ein paar Hilfsmittel

  1. Erfolgreiche Leute ziehen immer das Gleiche an, um tagsüber mehr Energie für die grossen und bewussten Entscheidungen zu haben. Entscheide somit schon am Vorabend, was du am nächsten Tag anziehst. Einige Prominente gehen mit dieser Erkenntnis sehr radikal um. Sie ziehen z.B. grundsätzlich das gleiche T-Shirt an oder essen jeden Morgen das gleiche Müesli. So gibt es z.B. ein lustiges Foto des Kleiderschranks von Mark Zuckerberg, bei dem er sich nach der Elternzeit fragt, was er denn nun anziehen soll (siehe: Kleiderschrank von Mark Zuckerberg). Die ganze Kleiderstange hängt voll von identischen T-Shirts.

  2. Stichwort «Meal-Prep»: Ein ebenfalls bewährtes Mittel, um im Alltag weniger Entscheidungen zu treffen, ist die Vorbereitung der Mahlzeiten, z.B. am Wochenende: Bereite dein Essen im Vorhinein zu. So hast du unter der Woche schnell etwas Nahrhaftes auf den Tisch und kommst erst gar nicht in Versuchung, auf ungesunde und schnelle Alternativen zu greifen. Die Zeit, die du dir für das Vorkochen nimmst, zahlt sich aus, egal ob du dir Mittagessen für unterwegs oder Abendessen für zu Hause machst.

  3. Vielleicht kennst du die Nutzwert-Analyse die du im Job wie auch privat z.B. für einen Autokauf (Preis-Leistung) oder für die Ferienplanung (Kosteneinsparungen) machen kannst. Zuerst legst du alle Kriterien fest, die du brauchst. Im nächsten Schritt gewichtest du die Bewertungskriterien. Dadurch haben wichtigere Kriterien einen grösseren Einfluss auf das Gesamtergebnis. Du kannst in Prozent gewichten oder du verwendest eine einfache Skala von 1 (sehr schlecht) bis 5 (sehr gut). Die Entscheidung wird professionell, rational, schwarz-auf-weiss dastehen. Doch wenn du die Kriterien alleine für dich, nach eigener Einschätzung gewichtest, bleibt es eine subjektive Einschätzung. Was ist wenn wir trotz Analyse im Bauch/Herz einen anderen Impuls spüren? Lassen wir es dann zu?

  4. Stell dir vor, du hast dich entschieden. Mach eine gedankliche Zeitreise und stell dir vor, wie du dich in 10 Tagen damit fühlst. Nimm den ersten Impuls mit. Stell dir vor, wie du dich in 10 Monaten fühlst und nimm wieder den ersten Impuls mit. Stell dir vor, wie du dich in 10 Jahren fühlst. Spür rein, was es mit dir macht. Wie fühlt sich das an? Diese Methode heisst Zehn-Meditation und kann dir Aufschluss geben, wie sich der Entscheid mit deinem Lebensweg entwickelt.

  5. Falls du dich auf spirituelle Weise mit deinem Entscheid verbinden möchtest, dann kannst du eine Tier- oder Engelskarte ziehen. Nimm eine Karte und gucke, welche Botschaft sie dir schickt. Denn beim Kartenlegen kannst du sehr schön auf deine Intuition hören: Was wünschst du dir von der Karte? Schau auf deinen Impuls. Findest du die Karte unschön, möchtest du eine weitere Karte ziehen? Schon deine Gedanken, können dir ein Indiz geben, in welche Richtung du gehen solltest.

Nach dem Entscheid, ist vor dem Entscheid

Wenn du dich einmal entschieden hast, dann stelle dir folgende Fragen:

  1. Ist es wirklich wahr?
  2. Ist die Entscheidung ethisch richtig?
  3. Hat diese Entscheidung über mich hinaus einen positiven Effekt?
  4. Wenn ich diese Entscheidung treffe, kann ich in meinen Stärken, in meinen Talenten vollkommen da sein?
  5. Wenn ich nur mein Herz entscheiden lasse würde, wie würde es sich entscheiden? Wofür brennt es?

Auch Einstein sagte, "der intuitive Geist ist ein Geschenk, der rationale Geist sein Diener." Doch unsere Gesellschaft hat den Diener zum Herren gemacht und lässt das Geschenk links liegen, sagt Gigerenzer. Wir definieren uns hauptsächlich über unseren Verstand und da wir die Intuition weder steuern noch nachvollziehen können, ist sie uns verdächtig. 

Gedanken werden von unseren Zellen und von unserem Herzen wahrgenommen. Das bedeutet unser Herz, unser ganzer Körper reagiert auf einen einzigen Gedanken. Du hast also die Wahl, was du denken willst und so wie du denkst, fühlst du.

Es ist also gar nicht möglich, schlechte Entscheidungen zu treffen, weil egal wie du dich entscheidest, es ist immer der richtige Weg für deine Entwicklung. Die einzig schlechte Entscheidung, die du treffen kannst, ist, gar keine Entscheidung zu treffen. 

Leichter zum Ziel mit Hilfestellung

In der Beratung können wir dies mit diversen Methoden zusammen anschauen. Der Fokus setzt auf das Hier und Jetzt. Zwischen Gedanken, Gefühlen und Empfindungen, lernst du auf alle drei Ebenen mit dir in Kontakt zu bleiben. So lernst du auf dein "Bauchgefühl" oder dein "Herz" zu vertrauen. Du wirst auf das richtige Gefühl achten: Der Kopf will Sicherheit, dein Bauch und Herz wollen, dass du wächst, dass du dich entfaltest. Nimm den Kopf mit, doch dein "Bauchgefühl", deine Intuition – ist der innere Lenker und DEIN RATGEBER und für dein eigenes Leben.

Es gehört manchmal Mut dazu, etwas Neues zu beginnen und damit ein Wagnis einzugehen. Gewohnheiten abzulegen, heisst aber weiterzuwachsen. Auch wenn es dich verunsichert und bedeutet, dass du dich verabschieden darfst. Freue dich auf neue Erfahrungen und vertraue auf deine Stärken. Erfolg ist das Ergebnis vieler richtiger Entscheidungen und Handlungen. Auch eine falsche Entscheidung kann dich zu einer richtigen Entscheidung führen. Du hast nichts zu verlieren: denn manchmal gewinnst du und manchmal lernst du dazu.

Es geht also nicht darum, eine leichte Entscheidung zu treffen, sondern es geht um DEIN LEBEN. Vielleicht stösst du jemanden vor dem Kopf oder deine Entscheidung kommt nicht bei allen gut an, vielleicht verletzt du auch jemanden damit. Die Konsequenz ist in Einklang mit dir selbst zu sein, authentisch und liebevoll. Wenn du noch keine Klarheit für dich hast, vertraue darauf, dass sich dir der für dich richtige Weg zum genau richtigen Zeitpunkt zeigen wird. 

Herzlichst,
Patrizia

 

Buchempfehlung: "Wie der Bauch dem Kopf beim Denken hilft": In diesem Buch von Bas Kast, geht es um das Bauchgefühl, auch die eigene Intuition genannt. Diese Intuition beeinflusst unser Denken massgeblich, da viele Entscheidungen auf der Gefühlsebene (Emotionen) gefällt werden, anstatt durch logische Argumente. Die Intuition lässt sich schulen, um bessere Entscheidungen, schneller treffen zu können. 

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